Leitenweg in Thuisbrunn

Historische Gedanken zu Thuisbrunn
und der Leiten

Leitenweg

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Thuisbrunn erfolgte im Jahre 1007. Kaiser Heinrich II. verschenkte den Ort „Thuosibruno“ an den Bischofssitz Bamberg. Im Flurbereich Brennbühl fand man ein Hockergrab aus der Jungsteinzeit. Erläuterungen zu den LEITEN um Thuisbrunn: Als LEITEN werden im Fränkischen die steileren Bergabhänge bezeichnet. Diese Flächen sind zum Teil sehr steil und konnten nur als Hutungen genutzt werden. Die Leitennamen sind vermutlich zum Teil von der Lage, von der Art der Nutzung oder von dem Nutzer der Leite abgeleitet worden. In der Gemarkung gibt es viele Flurbezeichnungen mit dem Zusatz LEITE: Die Pfarrleite, die Pfarr- und Kontorsleite, Mühlleite, Heuleite, Knollleite, Steinleite, die hohe Leite, Weiße Leite, Darrleite, Schmiedleite, Sollleite, Knockleite, Hirtenleite, Pinselleite, Förstersleite, Gänsleite. Auf der Hirtenleite stand einst das Hirtenhaus für die Ortschaft Thuisbrunn. In diesem wohnte der Gemeindehirte. Im Jahre 1792 hielt der preußische Kanzleiinspektor Gottfried Köppel in einer Bestandsaufnahme über Thuisbrunn folgendes fest: „ Thüsbrunn hat 44 Feuerstellen oder Häuser, 35 Scheunen 41 Mannschaften, darunter dermaligen 2 Witwen, welche Hufen vorstehen. Unter diesen sind außer dem Königlichen Beamten, Pfarrer und Schulmeister. 1 Bierbrauer, zugleich Wirth; 1 Hirt, 2 Leinenweber nebst 1 Gesellen, 1 Mauerer, 1 Müller mit zwei Gängen, 1 Schmied, 2 Schneider, 3 Schuhmacher mit 1 Gesellen, 3 Schlächter und ein Zimmermann. Diese besitzen 461 1/3 Tagwerk Feld und nur 25 7/8 Tagwerk Wiesen, außerdem 30`/2 Tagwerk Wald. Eigentliche Wiesen und Weide gibt es gar nicht. Auch Hut und Weide sind schlecht, voller Felsen und Klippen, weshalb sie niemals ausgemessen worden sind.“ Die LEITEN um Thuisbrunn wurden in den letzten Jahren wieder entbuscht und erfüllen nun wieder ihre Aufgabe als Mager- und Trockenrasenstandort Heimat für seltene Pflanzen und Tiere zu sein.

Der Leiten-Rundwanderweg beginnt am Parkplatz an der Kirche. In nördlicher Richtung an der Trafostation vorbei kommt man zur Gänsleite. Hier kann man entweder nur um den Burgberg gehen oder durch das Tal zur gegenüber liegenden Schmiedleite wandern. Der Weg führt weiter über die Seeleite zur Knockleite. Von hier aus kommt man zur Hirtenleite. Auf dem weiteren Weg kann man entweder durchs Eschental oder über das Büttnerloch zur Pinselleite gelangen. Von dort ist bereits der Parkplatz wieder in Sichtweite. Der Kirchturm ist immer Orientierungspunkt. Wanderzeit ca. 1 Stunde: Meereshöhe: 425 – 465 m.

Fränkische-Schweiz-Verein e.V.
Ortsgruppe Thuisbrunn-Haidhof
Leitenwege Thuisbrunn

1 = Pinselleite
2 = Brennbühl (Büttnerloch)
3 = Hirtnleite
4 = Knockleite (frühere Knollleite)
5 = Seeleite
6 = Schmiedleite
7 = Gänsleite
8 = Förstersleite
P = Parkplatz

Folgen Sie bitte den Wegezeichen:

Bedeutung der Leitenwege
für den Naturschutz

Die bei uns als „Leiten“ bekannten Trockenhänge an den Talflanken des Jura sind sowohl aus kulturhistorischer als aus der Sicht des Naturschutzes besonders wertvolle und erhaltenswerte Bestandteile der Landschaft. Sie geben unserer Heimat ein unverwechselbares Gesicht. Auf der „Leiten“ haben sich durch die historische Nutzung wertvolle Lebensräume für spezielle Tier- und Pflanzenarten entwickelt, die allgemein als „Kalkmagerrasen“ bezeichnet werden.
Kalkmagerrasen sind Wiesen und Weiden auf ungedüngten, basenreichen, sehr trockenen Standorten, die infolge ihrer ausgeprägten Nährstoffarmut nur eine geringe Produktivität besitzen. Die wichtigsten traditionellen Bewirtschaftungsformen der Kalkmagerrasen stellen daher in der Vergangenheit die Beweidung mit Haustieren (hauptsächlich Schafe, daneben auch Rinder und Ziegen) und die einschürige Mahd dar. Heute sind diese Flächen für die moderne Landwirtschaft uninteressant. In Bayern sind diese „ökologischen Schatzinseln“ seit 1920 um 90 Prozent zurückgegangen. Die traurige Flächenbilanz in Verbindung mit ihrem Artenreichtum und ihrem ästhetischen, oft landschaftsprägenden Wert beschert den Kalkmagerrasen heute sowohl seitens des behördlichen als auch des privaten Naturschutzes eine große Aufmerksamkeit. Aus der Entstehungsgeschichte der Kalkmagerrasen ergibt sich zwingend ihre Pflegeabhängigkeit. Ihre Erhaltung erfordert zumeist mehr oder weniger aufwendige Pflegemaßnahmen, die auf einen festgelegten Schutzzweck ausgerichtet sein müssen. Um die Flächen zu erhalten, sind öffentliche Gelder (z.B. aus dem Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm) als auch engagierte Landwirte erforderlich, die bereit sind, die nötigen Pflegearbeiten auf den meist hängigen, stark besonnten Leiten durchzuführen. Den Wanderern entlockt der Anblick der blütenreichen Magerrasen oftmals ein staunendes Bewundern. Der moderne (Stadt-) Mensch macht sich heute jedoch wenig Gedanken, wie diese bunten Wiesen erhalten werden können. Ein Wanderweg wie der „Thuisbrunner Leitenweg“ ist daher ein wichtiger Beitrag, um das Verständnis für die Bemühungen zum Erhalt dieser Biotope in der Bevölkerung zu wecken.
Denn nur was man kennt und schätzt, will man auch erhalten!!

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